Monster von nebenan. Wie gut kennen Sie Ihren Nachbarn?
Pressetext
"Er war immer unauffällig"
Woran wir einen Soziopathen erkennen.
Ein neues Buch wagt einen Blick in menschliche Abgründe
Der Fall Cain, Natascha Kampusch, Schloss Wilhelminenberg, die Fälle "Eislady" Estibaliz C. oder
Josef Fritzl: Es kann jede und jeden von uns treffen. "Wir begegnen alle im Laufe unseres Lebens einem
Soziopathen", so Beate Handler, Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin des neuen Sachbuchs
"Monster von nebenan - Wie gut kennen Sie Ihren Nachbarn?" (erschienen im Goldegg Verlag). Dennoch
wäre es übertrieben, ab sofort nicht mehr das Haus zu verlassen und selbst dem Briefträger zu misstrauen.
Die Empfehlung der Autorin lautet: Wachsam sein, Augen aufmachen, hinsehen - aus Selbstschutz und auch, wenn
andere Personen vor unseren Augen und Ohren zum Opfer werden.
Die "mörderische Triade"
Woran also erkenne ich einen Soziopathen, um mich zu schützen? Es ist unseriös zu behaupten, jemand sehe wie
ein Soziopath oder Verbrecher aus, denn niemandem steht ins Gesicht geschrieben, welche Taten er bereits
begangen hat oder zu verüben imstande ist. "Auch das sogenannte Mörderchromosom ist ein Mythos",
ist Beate Handler überzeugt. Als verlässlicheren Anhaltspunkt hingegen nennt sie den gemeinsamen Nenner der
meisten Soziopathen aus deren Kindheit, die "mörderische Triade", wie sie im Fachjargon tituliert
wird: Brandstiftung, Tierquälerei, Bettnässen - wobei das Bettnässen in der Psychologie mittlerweile als
umstritten gilt. Zahlreiche Studien über die Biografien von Gewalttätern und Täterinnen belegen, dass ihnen
die Tierquälerei bereits im zarten Kindesalter auf die erste Stufe ihrer kriminellen
"Karriereleiter" verholfen hat. Soziopathen mangelt es an Empathie und Verantwortungsgefühl, sie
missachten soziale Normen und besitzen meist eine niedrige Frustrationstoleranz. Lügen, tricksen und
betrügen sind häufig eingesetzte Strategien, um zu dem zu kommen, was sie wollen.
Das perfekte Opferlamm
Die Kindheit der im Buch beschriebenen Serientäter wie Jeffrey Dahmer, Matthew Sutherland oder Aileen
Wuornos - im Oscar-gekrönten Film "Monster" dargestellt von Charlize Theron - war alles andere als
ein Zuckerschlecken; alle sind geprägt von emotionaler Kälte, von Vergewaltigung und Missbrauch. Die Autorin
warnt allerdings vor dem Umkehrschluss: Nicht automatisch wird jedes misshandelte Kind später zum
Gewalttäter. Den meisten gelingt es, aufgrund glücklicher Umstände und guter Ressourcen das Ruder
rechtzeitig herumzureißen. Zurechnungsfähige Verbrecherinnen haben die Wahl, Gewalt auszuüben oder Abstand
davon zu nehmen. Als Beispiel für eine Weichenstellung in eine ungünstige Richtung nennt Handler den
bekannten Fall von Susanne Hecht, die auf Unterordnung gedrillt war. Als Jugendliche geschwängert, nötigt
sie den Kindesvater, der sie eigentlich ablehnt, zur Eheschließung. Hecht versucht das Herz ihres
Angetrauten mit ihrer Fügsamkeit doch noch zu gewinnen. Indem sie sich ihm unterordnet und sich sexuell
anbietet, hofft sie, ihm emotionale Wärme zu entlocken. So wird Hecht zum perfekten Opferlamm, das sich
alles vom Ehemann bieten lässt. Nach dem dritten Kind verbietet Georg Hecht seiner Frau jede weitere
Schwangerschaft. Doch Susanne entbindet neun weitere Kinder und tötet sie allesamt heimlich nach der
Geburt.
Vom Opfer stets zum Täter?
Handler bekommt in ihrer psychotherapeutischen Praxis unzählige Geschichten von Opfern von Gewaltverbrechen
direkt zu hören. Sie erzählen Erlebnisse, die ebenso unvorstellbar wie grauenhaft sind und die sie am
eigenen Leib schmerzvoll erfahren mussten. Dennoch sind aus all jenen Personen keine Verbrecher und
Verbrecherinnen geworden. Das gibt Grund zur Hoffnung. Die Autorin widmet dieses Buch all jenen, denen von
anderen Menschen Leid zugefügt wurde. Sie wollte nicht die Abgründe der menschlichen Seele sensationslüstern
aufbereiten, sondern Fakten möglichst nüchtern, jedoch psychologisch fundiert und mit der gebotenen Pietät
den Opfern gegenüber beleuchten. Mit ihrem neuesten Buch "Monster von nebenan" will sie
keinesfalls Angst und Paranoia gegenüber den Mitmenschen schüren, sondern dazu ermuntern, die rosarote
Brille abzunehmen und dem vorhandenen Grauen in der Realität mit Achtsamkeit und Zivilcourage ins Auge zu
blicken. "Denn auch wer den Kopf in den Sand steckt, ist nicht davor gefeit, einen Tritt in den Hintern
zu bekommen", sagt Beate Handler mit einem Augenzwinkern.
Goldegg; Auflage: 1. Auflage. (September 2011)
Hardcover mit Schutzumschlag, 364 Seiten
ISBN: 978-3-902729-45-3
Beitrag in der der Fernsehsendung Thema vom August 2011
Interview auf Life Radio vom August 2011
Artikel im Wiener Bezirksblatt vom
14.11.2011 (PDF 0,5 MB)
> zurück zur Übersicht